The White Door

Worum geht es?

Der Spieler steuert Robert Hill, Insasse in einer psychiatrischen Anstalt, der seine Erinnerung verloren hat. Das Spiel findet in der Gegenwart ausschließlich in Roberts Patientenzimmer statt. Ihr folgt einem strikten Tagesablauf mit Aufstehen, Morgentoilette, Frühstück, ärztlicher Befragung, Psycho-Test und Freizeit. Nach sieben Tagen endet „The White Door“ (plus Epilog). Die Erinnerungen von Robert kommen nach und nach zurück, in diesen Vergangenheits-Happen steuert ihr ihn auch. Der Clou: Während die Gegenwart wie Roberts Gedanken aus Schwarz und Weiß besteht, ist die Vergangenheit bunt.

Was ist gut?

Narrativ ist The White Door ein gelungenes Spiel, obwohl es mehr Visual Novel als Adventure ist. Entwickler Rusty Lake gelingt es, eine wunderbare Stimmung zu erschaffen. Dazu trägt auch die extrem gut eingesetzte Musik bei. Der Unterschied zwischen Schwarz-Weiß und Farbe hilft ebenso beim Verständnis des Ganzen wie der strikte Tagesablauf für Robert, der sich im Hamsterrad befindet. Schön auch, dass Rusty Lake das Spiel (bis auf den Epilog) nicht künstlich aufbläht. Nach nicht einmal zwei Stunden sah ich den Abspann.

Was ist schlecht?

Ich behaupte einfach mal: The White Door ist perfekt fürs Tablet mit seinem Touchscreen und den Wischbewegungen. Am PC ist die Steuerung manchmal etwas mühselig und zu hakelig. Die Rätsel sind sehr simpel (obwohl ich ein Bild im Epilog nach dem Abspann partout nicht gelöst bekomme), manchmal ist die Antwort aber etwas weit hergeholt oder die Situation ist komplett unrealistisch. So stellt die Krankenschwester bei ihrer täglichen Kontrolle Fragen. Nur in den seltensten Fällen kann man sie spontan beantworten, sondern schaut in einer Schublade oder sonstwo im Zimmer nach. Dass man dadurch das Gespräch mit der Schwester ständig verlässt ergibt narrativ keinen Sinn. Dass Rusty Lake manchmal auch kryptische Zeichen für die Rätsel verwendet, ist zwar nicht frustrierend, aber doch etwas ermüdend.

Wie finde ich das?

Das Spiel fesselt mit seiner Geschichte. Wir dringen tief ein in die Psyche und die Vergangenheit von Robert Hill. Gepaart mit der tollen Musik und der ungewöhnlichen Grafik ist das okay. Doch wie schon beim preisgekrönten (und für den Autor dieser Zeilen völlig überschätzten) „Florence“ funktioniert „The White Door“ als Spiel nur minderprächtig. Auch so langweilige Aufgabe wie das Zusammensetzen von Puzzlen oder das Ausmalen eines Vogels sind nicht wirklich anspruchsvoll. Ich bleibe dabei: Wer eine Geschichte erzählen will, soll das tun. Dafür muss ich nicht größtenteils stupide Aufgaben erledigen. Hier hat „The White Door“ einiges an Potenzial verschenkt.

Was schreiben die anderen?

The White Door wurde von den Medien größtenteils ignoriert. Selbst bei Metacritic findet man elf Tage nach dem Release gerade einmal zwei Wertungen. Beide kritisieren die manchmal langweiligen und furchtbaren Puzzles, loben aber die düstere und surreale Story. Die beiden Kritiken gemittelt ergaben 76 Prozent. Für die iOS-Version gab es eine 80-Prozent-Wertung, das Fazit sieht ähnlich aus.

Wertung

6.5

„The White Door“ ist eine Visual Novel von Rusty Lake, vertrieben von Second Maze, das  am 9. Januar 2020 für PC, iOS und Android veröffentlicht wurde. Die durchschnittliche Spielzeit beträgt laut howlongtobeat.com etwa 3,5 Stunden.

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